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„Kasten“-Theater meisterte „Faust“ mit viel Elan

Bad Mergentheim. Die Tragödie um Johann Wolfgang von Goethes “Faust”, die als bedeutendstes und meistzitiertes Werk der deutschen Literatur gilt, als Bühnenstück zu realisieren, klingt tatsächlich nach einer anspruchsvollen, langen, stark nach “Schule” und wenig nach Spaß anmutenden Aufgabe.

Doch die Theater AG des Bischöflichen Internats “Maria Hilf” ließ sich davon nicht abschrecken und meisterte diese Herausforderung mit Bravour. Der langanhaltende Beifall der über 300 begeisterten Zuschauer im Kursaal war dafür der beste Beweis.

Das Spiel mit dem Teufel und die Wandlung des frustrierten, nach Erkenntnis lechzenden Wissenschaftlers Faust, der am Ende vor einem Scherbenhaufen steht, inszenierte die erfahrene Regisseurin Tanja Hopf mit Erfolg. Ihr gelang es mit einem spiel- und einsatzfreudigen Ensemble, das sich seit Monaten intensiv vorbereitet hatte, den Bogen auch in die Gegenwart zu schlagen. Die immer noch aktuelle Frage “Wann siegt bei mir die Begierde über die Vernunft?” wurde erkennbar transportiert – an die Adresse des Publikums ebenso wie an die eigenen “Kasten”-Schüler.

Mit starken Auftritten und einer Prise Schalk im Nacken überzeugten als Mephisto erst Kelly Neßler (Klasse 9) und später Aurelia Lamprecht (Klasse 8), die in der zweiten Hälfte die textlich umfangreiche Rolle des Teufels verkörperte. Den anderen Hauptdarsteller, Dr. Heinrich Faust, gaben Clara Schmitt (Klasse 10) und Simon Hill (Klasse 10).

Clara Schmitt stellte den verzweifelten, ja lebensmüden Gelehrten Faust glaubhaft dar, den es zutiefst deprimiert, dass die Wissenschaft so weit davon entfernt sei, zu erklären, “was die Welt im Innersten zusammenhält”. Sein Zerrissensein zwischen körperlichen und geistigen Bedürfnissen (“Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust”) wurde von ihr anschaulich in Szene gesetzt. Bis zur Verwandlung in den jungen Faust, dank Zaubertrank und Mephistos Hilfe, zeichnete Schmitt den zögerlichen Weg des Faust ins “Leben”, der erst abwartend-beobachtend ist, dann jedoch immer ungeduldiger und fordernder wird, nach: vom Pakt mit dem Teufel, der Fausts Seele möchte, über den Besuch in Auerbachs Weinkeller bis hin zur Begierde einer schönen Frau.

Simon Hill nimmt als “junger Faust” den Faden auf und beschäftigt Mephisto immer stärker, um Gretchen zu gewinnen – was schließlich auch gelingt. Dass ihn umgebende, teuflische Lügenspiel blendet er lange, zu lange aus und realisiert erst am Ende langsam, was er angerichtet hat: Gretchens Bruder ermordet, sein uneheliches Kind aus der Beziehung mit ihr tot und Gretchen selbst sitzt als Kindsmörderin im Kerker, während Faust flieht.

Das verführte Gretchen mimt sehenswert Michelle Bürger (Klasse 10), die ihrer Figur glaubwürdig Leichtigkeit und Naivität verleiht, aber ebenso eine gute Portion Sehnsucht nach dem Glück ausstrahlen lässt, bis sie sich zum Schluss aus ihrer Not von Gott erlösen lässt. Faust bittet ebenfalls um Erlösung und erfährt sie auch, so dass er und Gretchen sich im Himmel wiedersehen können und der Teufel, der gegen “den Alten im Himmel oben” um die Seele von Faust gewettet hatte am Ende mit leeren Händen dasteht.

In mehreren kleinen Rollen (als Engel Michael, als Frosch und Hexe) überzeugte in diesem Jahr Laura Durst (Klasse 10). Als Engel Raphael und Gretchens Bruder wirkte Franziska Schlötterlein (Klasse 10) mit, als Engel Gabriel, Wagner und Passantin Carina Carstens (Klasse 8). Gretchens Nachbarin spielt Aylin Kara (Klasse 10) und sorgt für lustige Momente, wenn sie Mephisto “hinterherjagt”.

Als Nachwuchsschauspielerin, Katzengeist und “Kind” zeigte Luca Stein (Klasse 5) ihr Können, ebenso wie Jérôme Gaukel (Klasse 6) als Erd- und Katzengeist. Beim Vorspiel brachten sich als Souffleuse Daniela Nägele (Klasse 11) sowie als Techniker Steven Kumm (Klasse 7) ein.

Die passenden Effekte, die moderne Musik, dazu die Tänze unter anderem zu “Walking on sunshine” oder der Hexentanz in der Walpurgisnacht, Bühnendeko und Kostüme – dies alles vervollständigt das stimmige Gesamtbild, so dass man ohne Übertreibung sagen kann: Der “ganze Kasten” machte wieder einmal erfolgreich Theater.

© Fränkische Nachrichten, Montag, 16.07.2012

Quelle: http://www.fnweb.de/region/main-tauber/bad-mergentheim/kasten-theater-meisterte-faust-mit-viel-elan-1.648569

 

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